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Im Konflikt mit einer ordentlichen Schullaufbahn:
Besondere Begabungen
JEDES KIND SOLLTE GEFÖRDERT WERDEN
information & förderung
information & förderung
D
ie aktuellen Diskussionen über
das österreichische Schulsystem
wurden durch ein äußerst kri-
tisches Buch von Dr. Andreas Salcher an-
geregt. Mittlerweile hat sich viel getan!
Jedenfalls auf der Ebene der Diskussion.
Der Schulalltag und die Realitäten, mit
denen sich junge Menschen in Öster-
reich auseinandersetzen müssen
ändern sich kaum oder sehr
wenig und haben zumeist
mit den aufgeführten
Problemen nichts zu
tun.
Nunmehr
"droht"
eine zentrale Reife-
prüfung und niemand
weiß genau, was uns
damit erwartet. Wird sich
durch diese Reifeprüfung
irgendetwas in der Qua-
lität der Ausbildung
ändern?
MÖGLICHKEITEN
DER ENTFALTUNG
Ich habe mir das
Buch von Dr. Salcher
kürzlich wieder einmal
durchgelesen und habe
ein bisschen das Gefühl,
dass die bildungspolitischen
Absichten überhaupt nichts
mehr mit den im Buch aufge-
zeigten Problemen zu tun haben.
"Der talentierte Schüler und
seine Feinde". Dr. Salcher hat
in seinem Buch vor allem über
jene Schülerinnen und Schüler ge-
sprochen, deren Talente im schu-
lischen Bereich durchaus Möglich-
keiten der Entfaltung hätten. Es gibt sie
einfach, die hochtalentierten Mathema-
tik-Genies, die Fremdsprachen-Wunder-
kinder, die Jungliteraten etc. Aber: Es
bleibt dabei: Talente können in der Schu-
le tatsächlich sogar behindernd wirken.
Verwunderlich ist in dem Zusammen-
hang, dass fast nie über jene Talente
gesprochen wird, die in einem offensicht-
lichen Interessenskonflikt mit dem ös-
terreichischen Bildungssystem stehen. In
einem Land, in dem "Es lebe der Sport"
die zweite Bundeshymne sein könnte, ist
dies mehr als erstaunlich.
INDIVIDUELLE BEDÜRFNISSE
Zwar gibt es vereinzelte Leistungssport-
Zentren, aber diese sind bei weitem nicht
flächendeckend und stehen nur einer aus-
gewählten Schar von jungen Mädchen
und Burschen offen. Die breite Masse je-
ner, die ihr sportliches (oder musikalisch-
künstlerisches) Talent bereits in frühen
Jahren ausleben, bleibt dabei völlig auf
der Strecke. Selbst ausdrücklich als sol-
che bezeichnete Sportgymnasien können
dann nicht mehr auf die individuellen Be-
dürfnisse eines begabten Tennisspielers,
Schwimmers oder Leichtathleten (oder
auch Pianisten) Rücksicht nehmen, wenn
dessen Trainingsumfang bzw. Turnierrei-
sen (oder Konzerttourneen) mit dem re-
gulären Vormittagsunterricht in Konflikt
stehen.
Mitunter kommt dann eine besondere
Begabung fast schon einer Behinderung
gleich. Schade eigentlich, denn das was
jeder junge Mensch eigentlich bräuchte,
wäre ein gebündeltes Maß an Motivati-
on.
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28 | JUNI 2012
Foto: © Archiv Petra
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Mag. Matthias Roland
Leiter der Maturaschule
Dr. Roland
www.roland.at