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information & natur Steppe am Stadtrand von Wien: Naturjuwel von internationaler Bedeutung Perchtoldsdorfer Heide Dipl.-Ing. Alexander Ristic Glücklicher Laxenburger 30 | SEPTEMBER 2018 Fotos © DI Alexander Ristic O berhalb von Perchtoldsdorf, am Stadtrand von Wien, liegt die Perchtoldsdorfer Heide – das Trockenrasengebiet im Wiener- wald. Das faszinierende Naturschutzge- biet schätzen die Einwohner der Umge- bung und kommen immer wieder zum Wandern und Entspannen. TROCKENRASEN IN WIEN? Im Volksmund sind Trockenrasen unter dem Namen „Steppe“ oder „Heide“ bekannt. In natürlichen Steppen oder Trockenrasen wachsen keine Bäume oder Sträucher, weil die Bedingungen ungün- stig sind. Noch vor 15.000 Jahren, in der letzten Eiszeit, war ganz Mitteleuropa eine Kältesteppe ohne Bäume. Nur die Schwarz-Föhre überlebte als ein- zige Baumart in den Felswänden am Alpenostrand. Alle anderen Baumarten wanderten erst später aus dem Südosten ein. Trocken- rasen gehört heute zu den am meisten gefährdeten Lebensräu- men. In Österreich beträgt ihr Flä- chenanteil nur noch circa 0,018% (weniger als 2 Zehntausendstel!) Die Perchtoldsdorfer Heide ist das größte und am besten erhaltene Trocken- rasengebiet Europas. Das von Menschen geschaffene Naturjuwel beheimatet sel- tene Lebensräume und gefährdete Tier- und Pflanzen,– einige der vielfältigen Arten sind vom Ausstreben bedroht. Für die Anerkennung des Wienerwaldes als Biosphärenpark durch die UNESCO im Jahre 2005 spielte dieses Trockenrasen- gebiet in der Perchtoldsdorfer Heide eine wichtige Rolle. Seit mehr als 7.000 Jahren betreibt der Mensch in dieser Region Landwirt- schaft. Die ältesten bäuerlichen Sied- lungen aus der Jungsteinzeit wurden an der Grenze zwischen Perchtoldsdorf und Brunn am Gebirge nachgewiesen. Zu Beginn wurden Wälder gerodet und auf den offenen Flächen entstan- den Viehweiden. Später verdrängten Ackerbau und Weinbau die Viehweiden immer weiter auf die Abhänge des Wienerwaldes, auf kargere Flächen, die für den Acker- und Weinbau nicht geeignet waren. Sie waren früher vor allem mit Eichenwäldern und an fel- sigeren Stellen mit Schwarzföhrenwäl- dern bewachsen. Über Jahrtausende konnten in diesen neuen Trockenrasen- flächen zahlreiche wärme-, licht- und trockenheitsliebende Arten einwan- dern. Sie wurden mit dem Weidevieh – über Samen im Fell oder in den Hufen – aus dem osteuropäischen und Mittelmeer-Raum, zu uns verbreitet. Trockenrasenpflanzen haben sich an die schwierigen Bedingungen – Tro- ckenheit, Nährstoffarmut und Hitze – angepasst. Mit Jahresniederschlägen von rund 600mm ist es an der Ther- menlinie im Vergleich zum Inneren Wienerwald sehr trocken. Sie wachsen langsam und bleiben klein. In keinem anderen Lebensraum Europas findet man so viele Pflanzenarten auf einer Fläche vergleichbarer Größe. Hier leben zum Beispiel die Flechten, der Gemeine Kissenmoos, verschiedene Thymian -Ar- ten, die Kuhschellen oder die Felskres- se. Von den Pflanzen lebt eine Vielzahl an wärme- und trockenheitsliebenden Pflanzenfressern und Blütenbesuchern:

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