ONLINEZEITUNG:
INDIVIDUELLE BEDÜRFNISSE SOLLTEN BERÜCKSICHTIGT WERDEN
Was brauchen Kinder im ersten Schuljahr?
information & bildung
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DEZEMBER 2012 | 13
Eine große Umstellung:
Mag.
a
Doris Himmer,
Fachbereichsleitung für
Rund ums Lernen“
NÖ Hilfswerk
Foto: Hilfswerk Österreich / Suzy Stöckl
D
as erste Schuljahr ist eine heraus-
fordernde Zeit für die ganze Fa-
milie. Kommt ein Kind in die erste
Klasse, stellen sich auch viele familiäre
Abläufe um. Der Tagesablauf muss neu
organisiert, die Hausaufgabenzeit gestal-
tet und die ersten Schritte zum selbstän-
digen Arbeiten bewältigt werden.
Entscheidend für den gelungenen Schul-
start ist, dass das Kind behutsam an Rah-
menbedingungen, wie Unterrichtsbeginn
und -dauer herangeführt wird. Individu-
elle Bedürfnisse müssen aber auch be-
rücksichtigt werden, ebenso unter wel-
chen Bedingungen das Kind gut lernen
kann. Die meisten Kinder brauchen nach
dem Unterricht eine Erholungspause, die
am besten aus Bewegung in der frischen
Luft und Freispiel besteht. Anschließend
sind für die Arbeitsphase Rituale und
feste Zeitstrukturen erforderlich. Hilfreich
ist es, eine tägliche fixe Hausaufgaben-
zeit zu definieren. Als einleitendes Ritual
kann z.B. das Herrichten der Unterlagen
oder das Besprechen der Aufgaben die-
nen. Anschließend soll das Kind alleine
zu arbeiten beginnen.
Schulanfänger müssen nicht nur Schrei-
ben, Lesen und Rechnen lernen, sie sind
auch Anfänger in der Anwendung von
Lernorganisation und -techniken. Daher
benötigen sie immer wieder Unterstüt-
zung. Ein Erwachsener sollte immer in
der Nähe sein, um Fragen zu beantwor-
ten und Struktur zu schaffen, wenn das
Kind den Überblick verliert. Auch bei der
Einteilung von Lernpausen benötigt es
noch Hilfe.
Entscheidend für einen gelungenen
Schulstart ist, dass dem Kind von Anfang
an klar ist, dass es seine Aufgaben selbst
bearbeiten muss. Eltern sollten für das
Kind keine Aufgaben erledigen, sondern
auf Fehler und Lösungswege hinweisen.
Wird dabei einmal eine Überforderung
des Kindes sichtbar, ist es besser, dies
mit der Lehrkraft zu besprechen, als die
Hausaufgaben an Stelle des Kindes fertig-
zustellen. Im Laufe des Schuljahres wird
es dann dem Kind zunehmend gelingen,
selbständiger zu arbeiten und Verantwor-
tung für seine Leistung zu übernehmen.