LERNEN MIT ZUKUNFT

An sich selbst arbeiten: SCHWIERIGKEITEN HABEN, SCHWIERIGKEITEN MACHEN Erziehung ist (k)ein Kinderspiel! 32 | MÄRZ 2022 Foto: © siddarth Kasoji | pixabay.com Mag. a Maria Neuberger- Schmidt Autorin und Gründerin Verein Elternwerkstatt Foto: Ingrid Perger Elternwerkstatt M it diesem kritischen Artikel möchte ich keinesfalls ver- allgemeinern, sondern auf moderne Stolpersteine hinwei- sen: Unsere moderne Welt stellt Kinder vor allerlei Schwierigkeiten: Gestresste Eltern, gescheiterte Beziehungen, Reiz- überflutung, Mangel an Annahme, Ge- borgenheit und Struktur, manchmal auch Gewalt und Missbrauch. In der Tretmüh- le realer und vermeintlicher Sachzwänge und auf der Suche nach Glück werden manche Erwachsene ungeduldig, egois- tisch, gereizt und immer weniger willens und fähig, kindliche Basisbedürfnisse zu befriedigen, Geborgenheit und Halt zu schenken. Bitte nicht falsch verstehen: Es gibt auch viele wunderbare, liebenswür- dige und kluge Eltern. WIE VERHALTENSAUFFÄLLIGKEITEN ENTSTEHEN Viele Kinder bekommen von manchem zu viel, von anderem zu wenig. Das macht sie störend, bockig, unbequem und in Folge schwierig und verhaltensauffällig. Anstatt sich selbst zu hinterfragen, wird häufig die schnelle Lösung durch Kaufen oder Nachgeben gesucht. Fehlverhalten wird belohnt, also eingeübt. Oder das Kind wird mit einer Fülle von „Sei-nicht- so“ und „Du“-Botschaften bedacht, zurückgewiesen, geschimpft, vielleicht sogar geschlagen. Im Grunde will man bewirken, dass es sein störendes Verhal- ten einstellt. Doch bei solchen Reakti- onen ist das Gegenteil die Folge, es wird noch schwieriger. Die Lösung wird zum Problem, ein Teufelskreis. Es wird immer so bleiben: Die Verant- wortung für die Erziehung der Kinder gehört den Eltern, aber auch der ganzen Gesellschaft. Wir alle gestalten das erzieherische Umfeld, direkt oder indirekt. Jeder Erwachsene hat eine Vorbildfunktion. Nach welchen Werten wollen wir leben? Wie können wir Familien unterstützen? WERTE UND SELBSTERZIEHUNG Erziehung hat viel mit Selbsterziehung zu tun: Disziplin erwerben, Frust ver- kraften, auf das Gute sehen, einander annehmen und unterstützen, ehrlich und zuverlässig sein. Wir müssen an uns selber arbeiten, uns bemühen, immer wieder von vorne beginnen. Nur so können wir Defekte aufarbeiten, die möglicherweise auf unsere eigene Kindheit zurückgehen. Dann sind wir auf einem fruchtbaren Weg, der trotz Schwierigkeiten Kraft und Freude bringt. Dann erleben wir ein Gefühl von Dankbarkeit für das Leben, für die Mitmenschen, für die Schöpfung. Wenn wir einen solchen Weg gehen, können wir an den Schwierigkeiten, die wir mit unserem Leben und mit unseren Kindern haben, wachsen und reifen, uns an ihnen erfreuen und tief im Inne- ren glücklich und zufrieden sein.

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