Der Geruch:
DER RAUCH - SEIN SINN UND DESSEN GEISTER (TEIL 1)
Unser verborgener sechster Sinn?
information & verantwortung
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| DEZEMBER2012
Auch in der Partnerwahl spielt der Ge-
ruchsinn eine wichtige Rolle. Man sollte
seinen Partner auf jeden Fall „gut rie-
chen“ können. Denn dies ist ein Garant
für die genetische Kompatibilität in der
Reproduktion, d.h. die Nachkommen ha-
ben dann bessere Abwehrkräfte.
Geruchsstoffe sind aber nicht nur tie-
risch, auch Pflanzen greifen hormonelle
Informationen aus der Luft auf. David
Rhoades hat herausgefunden, dass sich
in Blättern von Weiden über die sich Rau-
pen hergemacht hatten, ein rapider An-
stieg einer Chemikalie nachweisen ließ,
die den Stoffwechsel dieser Insekten ver-
langsamt. Weiter hat er herausgefunden
dass Bäume in der Nachbarschaft diesel-
be Reaktion zeigten, nicht aber jene, die
weiter entfernt waren. Einige Pflanzen
produzieren nicht nur Hormone, die der
gegenseitigen Warnung dienen, sondern
auch solche, die ein Tier dazu bewegt,
bei ihrer Ausbreitung zu helfen. Die Be-
lohnung muss dabei nicht nur aus Nektar
bestehen, es kann sich durchaus auch um
ein Medikament handeln, das die Pflan-
ze mit einem Geruch bewirbt. Wie sonst
können z.B. Hunde wissen, welche Pflan-
zen sie bei Bauchweh fressen sollten?
Vielleicht haben auch wir so etwas wie
eine angeborene Lizenz für Kräuterme-
dizin? Diese Intuition ist nicht paranor-
mal. Es liegt im Bereich der Fähigkeiten
unseres Geruchsinnes, sofern wir ihn so
einsetzen, dass er sich zu einem „sechs-
ten Sinn“ wandeln kann.
In der Fortsetzung:
Räuchern von Pflanzen
ONLINEZEITUNG:
G
erüche greifen viel mehr ans Herz
als ein Anblick oder Geräusche,
sagte Rudyard Kipling.
Nichts prägt sich mehr ins Gedächtnis ein
als Gerüche. Wenn man sich z. B. an das
Haus seiner Kindheit erinnern soll, wird
man nur vage Details vor Augen haben.
Doch der kleinste Hauch irgendeines ver-
trauten Dufts genügt und schon fließen
die Erinnerungen. Das liegt vielleicht un-
ter anderem daran, dass der Geruchsinn
unser ältester Sinn ist. In der heutigen
visuell geprägten Zeit wird ihm leider nur
mehr wenig Bedeutung beigemessen. Er
ist der gefallene Engel unter den Sinnen,
aber auch ein mächtiger Hexenmeister.
DUFTWAHRNEHMUNG
Die Bedeutung des Geruchsinnes kann
man am ehesten im Vergleich mit der
Tierwelt aufzeigen. Hier steuert der Ge-
ruch das Verhalten und die Physiologie
der einzelnen Individuen. Mit Duftstoffen
werden Reviere markiert, Partner ange-
lockt, Nahrung gefunden, Krankheiten
gemieden, usw. Der Körpergeruch mit
seinen Pheromonen führt sogar zu physi-
ologischen Veränderungen; nicht nur bei
Tieren - auch beim Menschen. Forscher
vom Monell Chemical Sense Center in
Philadelphia z.B. setzten Frauen mit
unregelmäßigem Menstruationszy-
klus männlichen Achselschweiß
aus. Nach einer Woche pendelte
sich der Zyklus aller Frauen auf
den durchschnittlichen 28-Tage-
Rhythmus ein.
Dagmar Pretsch, Bakk.,
Biomedizinerin, dzt. Master
in Verhaltens- Neuro- und
Kognitionswissenschaft mit
dem Schwerpunkt
"
Neurodegenerative
Erkrankungen."
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