DEZEMBER 2012 | 31
Was heißt denn das:
Ich bin im Stress
DIE MENSCHEN REAGIEREN UNTERSCHIEDLICH
Angegriffener ist in Sekundenbruchtei-
len in der Lage, Widerstand zu leisten,
gegen die Bedrohung anzukämpfen oder
zu flüchten. In der Folge sprach man von
Eustress" als positiv erlebten, kurzdau-
ernden „Stress" mit Anpassung an die
täglichen Lebenserfordernisse und vom
Distress" als negativ erlebten, bis zur
Erschöpfung, Depression und funktio-
nellen Entgleisungen (erhöhter Blutdruck,
Schlafstörungen, Magengeschwüre, Kör-
perschwäche) sich auswachsenden Sym-
ptomatik bei dauerhafter Einwirkung von
Stressoren"(= Stressauslöser).
Der Psychologe Richard Lazarus veröffent-
lichte 1974 den Grundsatz, dass nicht die
objektive Beschaffenheit der Stressoren für
die Schwere der Stressreaktion entschei-
dend ist, sondern die subjektive Empfin-
dung und Bewertung der Betroffenen. Die
Menschen können höchst unterschiedlich
auf bestimmte Stressoren reagieren. Dem
Stress ausweichen aber kann niemand.
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D
er 1907 in Wien geborene, in Un-
garn aufgewachsene, kanadische
Professor für experimentelle Medi-
zin an der Universität von Montreal Hans
Selye hat den Begriff „Stress" geprägt,
der ursprünglich in der Werkstoffkunde
die Veränderung eines Materials durch
Krafteinwirkung von außen bedeutet hat.
Schon seit 1936 hat sich Hans Selye mit
der Erforschung der Stressfaktoren und
ihrer Auswirkung befasst. Die Anpassung
auf eine als Bedrohung empfundene Situ-
ation kann nach seinen Ausführungen in
drei Stufen ablaufen:
Alarmzustand (Erregungsphase)
Widerstand (Abwehrphase)
Erschöpfungsphase (Missverhältnis zwi-
schen Anforderung und Anpassungsfähig-
keit)
Da als Folge der Einwirkung von Stress auf
einen Organismus auch Krankheitssym-
ptome (Merkmale) auftraten, sprach Hans
Selye auch vom „Anpassungssyndrom„
(
Syndrom = Krankheitsbild mit mehre-
ren typischen Symptomen). Dieser Begriff
weckte den massiven Widerstand vieler
Mediziner, während der Begriff „Stress"
zum Schlagwort wurde.
Prof. Selye hielt auch fest, dass „Stress"
keineswegs immer schädlich sein muß. Ein
Prof. Franz W. Strohmer
med. Journalist
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