LERNEN MIT ZUKUNFT Ausgabe März 2014 - page 12

Wo alles begann:
SCHON DER ERSTE AUFTRITT WURDE EIN RIESENERFOLG
Das "Wiener Kaffeehaus"
ONLINEZEITUNG:
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Man vermutete eine Intrige der von ih-
rem Ehemann bereits getrennten Mutter
des Jungen und viele sahen eine Unver-
schämtheit darin, dass sich der Sohn den
berechtigten Ruhm des Vaters zunutze
mache und offensichtlich in Konkurrenz
treten wolle.
Die Stimmung im übervollen Lokal war
also am Konzertabend zunächst frostig,
aber schon nach der zweiten Programm-
nummer, einer Eigenkomposition, die
der junge Komponist „Gunstwerber“
benannt hatte, begann sich die Inthroni-
sation des neuen Walzerkönigs abzu-
zeichnen. Der Walzer musste aufgrund
des anhaltenden Beifalls mehrfach
wiederholt werden und das erst vor
kurzem Hals über Kopf zusammenge-
stellte kleine Orchester wuchs unter der
präzisen Leitung des genialen Musikers
über sich hinaus. Die weiteren neuen
Kompositionen mussten alle ebenfalls
wiederholt werden und das Publikum
geriet in einen wahren Taumel von
Begeisterung. Stundenlang versank die
dichtgedrängte Menge in den sinnebetö-
renden Melodien, der tosende Applaus
wollte kein Ende nehmen. Da ergriff der
junge Mann zu guter Letzt seine Geige
und der Loreley-Walzer, der bekannteste
Walzer seines Vaters erklang.
Mit dieser Geste gewann Johann Strauß
Sohn auch die Herzen aller Zuhörer und
eine der außergewöhnlichsten Karrie-
ren der Musikgeschichte hatte in dem
"Wiener Kaffeehaus" ihren Anfang
genommen.
Prof. Franz W. Strohmer
Journalist, Vize Präsident
des Badener Presseclubs
VIDEO
"Wiener Kaf
haus": QR-C
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W
eltberühmt wurde das „Wiener
Kaffeehaus“ durch seine At-
mosphäre, seine Köstlichkeiten
und durch die Literaten, die ihr zweites
Zuhause in vielfältiger Form immer
wieder beschrieben und letztlich selbst
zum Gegenstand von Geschichten und
Anekdoten aus den Kaffeehäusern der
Stadt an der Donau wurden.
Etwas in den Hintergrund geriet die
Tatsache, dass auch namhafte Kompo-
nisten mit den Kaffeehäusern in engster
Verbindung standen. Dass die einzig-
artige Karriere des jüngeren Johann
Strauß im Cafe Dommayer in Hietzing
eigentlich ihren Anfang nahm, ist auch
nicht allgemein bekannt. Dieses Kaffee-
haus, in der Nähe des Schlossparks von
Schönbrunn gelegen, ist eine Mischung
von Kaffeehaus, Restaurant und allge-
meiner Veranstaltungsstätte und war
früher auch Tanzlokal, in welchem man,
wie überall in Wien, vorwiegend nach
den Melodien des Komponisten Johann
Strauß Vater fröhlich walzte.
Im Oktober des Jahres 1844 kündigte
nun ein Plakat des „Dommayer“ ein
erstes öffentliches Konzert des Sohnes
dieses gefeierten Musikers an. Das
Interesse der Wiener war schlagartig
entfacht.
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