LERNEN MIT ZUKUNFT Ausgabe März 2014 - page 18

18 | MÄRZ 2014
information & entwicklung
ONLINEZEITUNG:
SO WIRD IHR KIND SELBSTÄNDIG UND KOMPETENT
Helfen:
W
ie kommt es, dass sich Kinder
so oft sträuben, die gut
gemeinten Ratschläge ihrer
Eltern anzunehmen? Ganz einfach des-
halb, weil sie sich bevormundet fühlen!
Geht es Ihnen nicht auch so, wenn
jemand zu wissen glaubt, was gut für
Sie sei und mit ungebetenen Ratschlä-
gen aufwartet? Wenn Sie Ihrem Kind
dabei helfen wollen, seine Probleme zu
lösen, sollten Sie den kindlichen Selbst-
klärungsprozess unterstützen, der durch
drei Phasen charakterisiert ist: verste-
hen, klären, lösen.
VERSTEHEN:
DIE EMOTIONALE ANNAHME
Als erstes müssen Eltern dafür sorgen,
dass das Kind seine Gefühle ausdrü-
cken darf, auch die unangenehmen.
Wenn das Kind „abladen“ kann ohne
beurteilt zu werden, fühlt es sich er-
leichtert und kann sich beruhigen. Die
Eltern müssen gar nichts „tun“ außer
da sein. Sie können sich entspannen,
denn es reicht, wenn sie „bloß“ aktiv
zuhören und dabei die Gefühle benen-
nen, die sie wahrnehmen und die Sache
aus seiner Perspektive beschreiben.
KLÄREN: FRAGEN STELLEN
STATT ERKLÄRUNGEN GEBEN
Indem sich sein Gefühlswirrwarr beru-
higt und es weiter über sein Problem
spricht, kommen klare Gedanken in das
Innenleben des Kindes. Es kann Abstand
zu seinem Problem gewinnen, neue Per-
spektiven sehen, eigene Widersprüche
erkennen. Eltern sollten nicht Erklä-
rungen geben, sondern diese in Fragen
verpacken, die sich das Kind selbst
beantworten kann. Wenn die Erklärung
Mag.
a
Maria Neuberger-
Schmidt
Autorin und Obfrau
„Elternwerkstatt“
information & entwicklung
Das will gelernt sein
aus dem Mund des Kindes kommt,
dann hat es an Einsicht gewonnen! Die
Eltern wiederum erkennen, wo ihr Kind
steht und vermitteln, dass sie ihm etwas
zutrauen. Zur Lösung seiner Probleme
findet es dann wie von selbst.
LÖSEN: FRAGEN STELLEN, STATT
LÖSUNGEN AUFDRÄNGEN
Wenn nicht, können Eltern das Kind bei
der Suche nach Lösungen unterstützen,
indem sie wieder die passenden Fra-
gen stellen. Statt „Da brauchst du ja
nur…“ lieber fragen: „Was könntest
du da tun?“ Ressourcen aktivieren:
„Letztes Mal ist dir das so gut gelungen.
Wie hast du das gemacht?“ Schritte
der Umsetzung planen: „Was machst
du zuerst?“ Auf diese Weise kann das
Kind die meisten seiner Probleme selbst
lösen. Die Eltern brauchen nur noch zu
bestätigen und können sich über seine
Kompetenz freuen. Das Selbstbewusst-
sein des Kindes steigt, die Zuneigung
und Vertrauensbasis zu den Eltern wird
gefestigt.
WANN SIE DIE ROLLE DES COACH
VERLASSEN UND DIE ERZIEHUNG
ÜBERNEHMEN
Sollte das Kind aber noch nicht zur
passenden Lösung gelangen, so hat es
sich von seinen Eltern so ernst genom-
men gefühlt, dass es nun auch bereit ist,
deren Vorschlag zu prüfen oder deren
Rat anzunehmen, weil er nun auf frucht-
baren Boden fällt. Wenn Eltern merken,
dass ihr Kind überfordert ist oder ihm
noch die nötige Einsicht fehlt, können
sie nun auch Kraft ihrer Autorität sagen
was zu tun ist. Ein Coach hat keine Er-
ziehungsverantwortung für den Klienten,
Eltern für ihre Kinder aber schon.
Foto: © SergiyN - Fotolia.com
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