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information & emotion

Der emotionale Mensch – Teil 9:

WENN DAS HERZ TROMMELT UND DIE ANGST MITFLIEGT

Klink Dich aus, wenn Du kannst

Foto: ©

pixabay.com

11 | MÄRZ 2016

Ausbildung

zum/r

JUGENDBEAUFTRAGTEN

Informationen:

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in

Österreich

Mag. Markus Neumeyer

Theater-,Film- und

Medienpädagoge

dipl. Lern/Freizeit &

Vitalcoach

www.stagefreaks.at

M

ir läuft der Schweiß über die

Stirn, meine Handflächen

sind feucht wie ein englischer

Zweiteiler im Regen und mei-

ne Verdauung spielt verrückt. Ich kralle

meine Fingernägel in die Sitzlehnen und

mache mich schwerer als ich ohnehin

bin. Ich will und ich will nicht: Abheben!

Die Angst vorm Fliegen hatte ich als

Kind noch nicht. Mein Vater erzählt

heute noch gerne die Geschichte, wie ich

als 9-jähriger während schwerer Turbu-

lenzen bei einem Flug in einer Propeller-

maschine mit 40 Sitzplätzen gut gelaunt

und lauthals zu singen begonnen habe.

Ich singe heute noch ausgesprochen

gerne, mein damaliger Text ist bei den

anderen Passagieren allerdings nicht

besonders gut angekommen: "Hurra wir

stürzen ab."

Heute sitze ich im Flugzeug nach Kap-

stadt und weiß, die nächsten Stunden

werden mächtig anstrengend. Ich weiß

aber auch, dass Angst eine wichtige

Emotion ist. Sie überkommt viele von

uns, erwartet oder unerwartet, und hat

eine wichtige Funktion: Seit jeher soll

sie uns in gefährlichen Situationen auf

Kampf oder Flucht vorbereiten. Flug-

angst ist deshalb besonders hinterhältig,

denn im Flugzeug können wir weder

kämpfen noch flüchten. Was nun? Bei

anderen Emotionen habe ich mir bereits

eine ziemlich wirksame Technik ange-

eignet. Wenn ich wütend, oder traurig

bin, versuche ich immer mich selbst von

außen zu betrachten.

Ich nenne das die "Technik des Aus-

klinkens" und habe diese in den letzten

Jahren stetig verfeinert. Beim Ausklinken

stelle ich mir, ganz einfach ausgedrückt

vor, wie ich für andere gerade wirken

muss. Ich frage mich weshalb ich mich

gerade so verhalte und was der Auslöser

davon ist. Ist mein Verhalten im Moment

überhaupt notwendig, ist es unaus-

weichlich?

Wenn ich mir diese Fragen halbwegs

zufriedenstellend beantwortet habe,

"schlüpfe ich wieder in mich selbst"

und siehe da, die zuvor noch sehr stark

emotionale Phase ist vorbei. Die ärm-

liche Gestalt, die ich beim Ausklinken im

Flugzeug vor mir sehe, hat auch keinen

Grund ängstlich zu sein. Die Wahr-

scheinlich bei einem Flugzeugabsturz

die eigenen Erben zu erfreuen beträgt

1:14000000. Hoffentlich hilft es heute

was!