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information & wissenschaft

Digital Humanities:

NEUE METHODEN UND VERFAHREN

ˇ

26 | DEZEMBER 2017

Foto: ©

pixabay.com

Textkorpora der Fall, wo das händische

Durchsuchen einen enormen Zeitaufwand

bedeuten würde.

In solchen Situationen stellen die Digital

Humanities Werkzeug für den Umgang mit

Texten und Bildern auf rein technischer

Ebene bereit. Auch räumliche Strukturen,

wie Landschaften und Skulpturen oder au-

diovisuelles Material wie Filme und Musik

können digital verarbeitet und modelliert

werden. Für solch ein Modell muss man aus

vorliegenden Daten (Texten, Bildern etc.)

das Wesentliche extrahieren und in eine

Form bringen, die durch technische Mittel

untersucht werden kann.

Ein Beispiel zu Verdeutlichung: In der Ger-

manistik werden handgeschriebene Texte

(z.B. Handschriften aus dem Mittelalter) für

den Computer digital so bearbeitet, dass

er bestimmte Informationen im Text, wie

einen Namen oder Ort, als solchen auch

erkennen und verstehen kann. Die Texte

werden also nicht nur digitalisiert, sondern

auch für den Computer angepasst.

SIND DIGITAL HUMANITIES DIE

ZUKUNFT?

Die Digital Humanities sind ein sich schnell

entwickelnder Wissenschaftsbereich, der

trotzdem noch an seinen Anfängen steht.

Da er aber in so vielen Disziplinen der

Geisteswissenschaft einsetzbar ist, bietet er

viel Potenzial für neue Forschungsfragen.

Somit sind die Digital Humanities in Zukunft

vermutlich nicht die einzige Art geisteswis-

senschaftliche Forschung zu betreiben, aber

sicherlich eine hilfreiche Methode um neue

Fragen aufzuwerfen und mit Verfahren aus

der Informatik nach Antworten zu suchen.

Die Zukunft der Geisteswissenschaften?

W

as sind Digital Humanities?

Viele Texte liegen heutzu-

tage digital vor: literarische

Texte wie Gedichte und

Romane, journalistische Interviews

und Artikel, wissenschaftliche Publika-

tionen. Dabei verändern sich auch die

Zugriffsmöglichkeiten auf diese Texte.

Sie werden für ein breiteres Publikum

ohne allzu große Beschränkungen

zugänglich gemacht. Das wiederum

wirkt sich auf deren Nutzung aus und

schlussendlich auch die wissenschaft-

liche Kommunikation darüber.

Durch die Digitalisierung von Texten ist

in den letzten Jahrzehnten eine neue

Schnittstelle zwischen den traditio-

nellen Geisteswissenschaften und der

Informatik entstanden, die sogenann-

ten Digital Humanities (oder digitale

Geisteswissenschaften). Darunter fallen

neben eigenen Studiengängen und

Professuren auch neue Buchreihen und

sogar internationale Konferenzen.

WAS MACHEN DIGITAL

HUMANITIES?

Die Digital Humanities machen zu-

nächst einmal Folgendes: sie trans-

formieren Theorien, Methoden und

Verfahren aus der Informatik und

übertragen sie auf die traditionellen

Geisteswissenschaften. Dabei können

diese Methoden und Verfahren eine

Fortführung und Erweiterung traditio-

neller Praktiken sein, wie etwa digitale

Editionen von Texten oder digitale

Bilddatenbanken. Oder aber sie werden

dort eingesetzt, wo die bisherigen

Methoden an ihre Grenzen gestoßen

sind. Das ist vor allem bei sehr großen

Foto: ©

mialoebl.com

FÜR MEHR INFOS:

Jannidi

s, Fotis/Ko

hle, Huber-

tus/Re

hbein, Malt

e (Hg.):

Digital Humanities. Eine

Einführung. Stuttgart: J.B.

Metzler 2017.